Unterm Strich: die Formel des Erfolgs
Die Ehefrau des Businessexperten Hermann Scherer hatte ihrem ruhelosen Mann vor einigen Jahren geraten, eine Zeitlang im Kloster zu verbringen – am besten in einem Schweigekloster. Er reiste mit dem Gedanken dorthin, während seines Aufenthaltes vielleicht ein Buch zu schreiben oder ein neues Projekt zu entwickeln. Doch er wurde eines Besseren belehrt: Der Meister sagte, dass man nicht denken dürfe, weil Gedanken wie ein Zug seien, die ständig durch einen Hauptbahnhof (den Kopf) fahren: Sie kommen und bewegen sich weiter. Anstatt mitzufahren, wurde 14 Stunden täglich meditiert. Die Klostergäste erhielten allerdings die Option, nach einer Woche ohne Kommunikation fünf Minuten lang mit dem Meister zu sprechen zu dürfen. Scherer fragte ihn, was Leistung sei. Die Antwort:
Das ist heute für Scherer die Formel des Erfolgs, auf ihren Kern heruntergebrochen. Das heißt: Jede/r verfügt über unendliches Potenzial – doch muss es auch gelingen, Störfaktoren zu minimieren, um in der Lage zu sein, dieses Potenzial abzurufen. Diese Erkenntnis brannte sich in sein Gedächtnis ein und wirkte sich nachhaltig auf sein Handeln aus. Wie viele Menschen hatte er bis dahin das Problem, dass er auch etliche Dinge machte, die ihn davon ablenkten, das zu tun, was ihn seinen Zielen näher und sein außergewöhnliches Potenzial zur kraftvollen Entfaltung brachte. Überragende Spitzenleistungen faszinieren Scherer seit je – sie spornen ihn an, nötigen ihm Respekt ab und schenken ihm Freude. Außergewöhnliche Ergebnisse sind für ihn kein Zufall, sondern lediglich die Folge von Fleiß, Hingabe, Ausdauer und Detailarbeit. Der einzige Grund, warum erfolgreiche Menschen oder Unternehmen all das aufbringen, ist ihr Versprechen – auch sich selbst gegenüber. Erfolg ist demnach planbar und die Basis einfach: Fleiß. Es geht ums Dranzubleiben und das, was man gern tut - beharrlich und immer wieder. Durch die Verbesserung wird der Erfolg dann „nachhaltig“.
Als Kind träumte Matthias Krieger davon, Olympiasieger zu werden. Dafür trainierte er hart und betrieb lange Zeit Hochleistungssport, den er aufgrund von gesundheitlichen Problemen allerdings bald aufgeben musste. Heute ist er ein erfolgreicher Unternehmer, der sämtliche Facetten des Bauens und Bauträgergeschäfts in Theorie und Praxis kennt. 2013 zeichnete die TU München sein Unternehmen als das beste Bauunternehmen Deutschlands aus. Als geschäftsführender Gesellschafter der Bauunternehmung Krieger + Schramm setzte er sich nach dem Abbruch seiner Sportkarriere ein neues Ziel: Das Unternehmen sollte das Beste in Deutschland in Bezug auf Kunden- und Mitarbeiterbegeisterung werden. Er nutzte seine Erfahrungen aus dem Sport und adaptierte sie auf sein Unternehmen. Der Vergleich lag für ihn auf der Hand: Wie im Hochleistungssport war dafür ein motiviertes und kompetentes Team nötig. Es ging darum, die Mitarbeitenden immer wieder aufs Neue zu Höchstleistungen anzuspornen und gemeinsame Ziele zu erreichen.
Dazu brauchte es eine leistungsorientierte Wertekultur, die nicht nur auf Papier niedergeschrieben ist. Denn nicht nur das Aufstellen oder Entwickeln von Werten und Regeln ist für die Mitarbeiterbegeisterung und für den Unternehmenserfolg enorm wichtig - Erfolg „folgt“, wenn auch nachhaltig und ganzheitlich danach gelebt wird. In der Führung setzt er auf eine sehr stark ausgeprägt Wertekultur. Diese muss allerdings eindeutig mit einem Leistungswillen und einer Leistungsorientierung gepaart sein, damit sich nachhaltiger Erfolg einstellen kann. Nur begeisterte Mitarbeiter können seiner Meinung nach Innovationen hervorbringen. Motivierte Mitarbeiter, die sich mit dem Unternehmen identifizieren und sich in einer wertebasierten Unternehmenskultur entfalten können, bringen das Unternehmen nach vorn. Wichtig hierbei sind vor allem:
• eine klare Vision und Mission
• gemeinsam definierte Werte und eine (leistungsorientierte) Unternehmenskultur
• die Entwicklung von klaren Teamregeln
• ein allgemeingültiges Leitbild.
Wichtig ist Matthias Krieger auch, dass niemand im Denken, Wissen und Planen steckenbleibt, sondern ins Tun kommt. In seinem 2011 erschienen Buch „Die Lösung bist DU! Was uns wirklich voranbringt“ hat er seine Erfahrungen, die er heute auch als Vortragsredner vermittelt, erstmals für eine breite Leserschaft zusammengefasst. Alle Honorare kommen der Dagmar + Matthias Krieger Stiftung zugute, die Jugendliche in den Bereichen Sport, Kultur und Bildung fördert. Das Beispiel zeigt, was es konkret bedeutet, auch im Unternehmenskontext Spitzenleistungen zu wollen. Normalität wäre für Matthias Krieger das Gegenteil seines Leistungsversprechens.
Das Ziel als Wegweiser: Was Unternehmer von Spitzensportlern lernen können
Matthias Krieger: Die Lösung bist Du! Was uns wirklich voranbringt. BusinessVillage Verlag, Göttingen 2011.
Hermann Scherer: Fokus!: Provokative Ideen für Menschen, die was erreichen wollen. Campus Verlag, Frankfurt a.M. 2016.