Urlaub = Abschalten. Aber was, wenn es nicht klappt?
Der lang ersehnte Urlaub steht vor der Tür. Wir haben uns so sehr darauf gefreut! Nach all den anstrengenden Arbeitswochen wünschen wir uns Erholung. Ruhe im Kopf. Abstand von den kleinen und großen Herausforderungen der Berufswelt.
Aber was, wenn es nicht klappt? Wenn sich die Gedanken immer weiter um die Arbeit drehen und wir am Ende doch wieder vorm Laptop landen?
Ein kurzer Abriss darüber, warum Abschalten und Ruhegenießen schwer sein kann und was hilft, wirklich runterzukommen.
Warum bleiben unsere Gedanken so gern an der Arbeit kleben?
Wie immer ist jeder Mensch individuell und so auch das Ursachengeflecht, das dann in Folge und in Wechselwirkung miteinander dazu führen kann, dass wir nicht abschalten können.
Ein häufiges Phänomen, das mir immer wieder begegnet, ist Folgendes:
Wenn wir eine sehr stressige Phase hinter uns haben oder sogar im Dauerstress leben, dann kann unser Organismus schwer von dem einen auf den anderen Tag umschalten. Das Hamsterrad läuft in uns weiter, und die Ruhe fühlt sich komisch, fast quälend an. Der Geist sucht nach der Beschäftigung, die er sonst auch immer bekommt. Der Griff zum Smartphone und das Checken der Mails ist dann fast eine Erleichterung – zumindest im ersten Moment.
Einige Menschen werden nach einer (zu) anstrengenden Arbeitsphase im Urlaub auch direkt krank oder nehmen eine „Urlaubsdepression“ wahr. Ein wichtiges Warnsignal für jede*n, der seine psychische Belastung im Blick behalten will!
Es muss aber nicht immer der ungesunde Stress sein, der uns zurück an den Laptop holt. Manchmal ist es auch einfach Gewöhnung.
Sind wir es gewohnt, dass wir jeden Tag z.B. die Mails checken, dann ist es zu einer Routine geworden. Unser Gehirn liebt Routinen und fordert dann natürlich auch nach der Tätigkeit, wenn wir im Urlaub sind.
Ein anderer Grund kann sein, dass wir uns stark über das definieren, was wir im Job leisten. Es ist Teil unseres Selbstbildes geworden. Gehen wir der Arbeitstätigkeit nach, fühlen wir uns gebraucht, wichtig und produktiv. Und manchmal ist dieses Leistungsmotiv so stark, dass es auch im Urlaub nach „Futter“ ruft.
Und manchmal ist es auch der Druck vom Job – es gibt Strukturen, die es wirklich schwer machen, sich für einige Tage oder sogar Wochen rauszunehmen. Vielleicht weil du soloselbstständig bist, in deiner Anstellung keine Vertretung hast oder du große Verantwortlichkeiten trägst, die es verlangen, dass du „on“ bleibst.
Was kann helfen, damit es besser mit dem Abschalten klappt? 3 Tipps
Strukturen schaffen, die es dir erlauben, off zu sein! Zum Beispiel Abwesenheitsnotizen bei den Mails einrichten, Vertretungen organisieren und vorausschauenden Vorarbeiten, damit du einen Puffer hast. Im Idealfall den Laptop zu Hause lassen und die Arbeitsmails nicht aufs Handy weiterleiten.
Ein Ortswechsel hilft der Psyche meist auch, den Modus zu wechseln. Das muss keine Fernreise sein, aber im Urlaub etwas anderes zu sehen als die eigenen vier Wände macht den Switch zum Abschalten leichter.
Hilf deinem Körper, die Anspannung der Arbeitswochen abzubauen! Viele Menschen schaffen es nicht, im Berufsalltag ihren Cortisolspiegel (Stresshormon) gesund zu regulieren – und dann startet der Urlaub unentspannt. Probiere es mit sanfter, täglicher Bewegung, wie Spaziergängen, Schwimmen oder Radfahren. Besuche vielleicht ein paar Yoga-Klassen und teste Atemübungen oder Meditationen. Wer all das nicht mag, der kann auch mit Kältereizen, Singen, Tanzen oder Massagen experimentieren! Diese Me-Time-Momente aktivieren nämlich den Vagus-Nerv, der unser Nervensystem in den „Entspannungsmodus“ holt. Baue dir also kleine, gesunde „Urlaubsroutinen“, die dir guttun! Das hält dein Gehirn auch gesund „busy“, und du wirst wahrscheinlich weniger über die Arbeit nachdenken. Aber Achtung: Bitte nicht in Freizeitstress geraten! Deinem Nervensystem ist nicht geholfen, wenn du immer in Action bist und dem nächsten Adrenalinkick hinterherjagst!
Was solltest du vermeiden?
Ganz offensichtlich: Du verbringst die meiste Zeit am Laptop und Handy und bereitest Arbeitsinhalte vor, liest deine Mails und rufst Kollegen*innen an, um auf dem neusten Stand zu sein.
Aber selbst wenn wir uns keine Arbeitsinhalte anschauen: zu viel Zeit am Bildschirm – dazu zählt auch der Fernseher – ist extrem anstrengend für unsere Augen. Das Blaulicht ist unnatürlich und stresst uns oft unbewusst.
Ich wäre auch vorsichtig mit „Urlaub zu Hause“ – weil wir hier oft in den geübten Routinen hängen bleiben.
Ich bin auch kein Fan von absolutem Nichtstun. Phasenweise ist es total wichtig und gesund – wenn der gesamte Urlaub daraus besteht, ist es eher schwierig fürs Gehirn, nicht nach Aktivität zu suchen – was im schlechtesten Fall wieder die Arbeit ist. Daher lieber wie oben beschrieben neue gesunde Routinen im Urlaub ausprobieren.
Wie schaffst du es, dich im Urlaub zu entspannen?