Dr. Alexandra Hildebrandt

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für Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Von Herzen: Warum uns Geben und Großzügigkeit erwärmen

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Dem Ritual des Schenkens als einer besonderen Form der Zuneigung wird gerade zur Weihnachtszeit verstärkt Aufmerksamkeit gewidmet. 

Bereits lange vor Christi Geburt spielte es eine wichtige Rolle im menschlichen Zusammenleben. Als anthropologische Konstante ist das Schenken schon bei den alten Ägyptern zu finden, in Form von Grabbeigaben sogar noch früher. Aber was bedeutet es eigentlich, von Herzen zu schenken? Bedeutet wahrer Reichtum nicht, sich an andere zu verschwenden, weil alles Gute im Leben mit Geben, Fülle und Möglichkeiten zu tun hat? Geld und Karriere sind nicht sinngebend und erfüllend. Sie machen „hartherzig“. Das Über-sich-selbst-hinausgehen, „Hin-Gabe“ im besten Wortsinn, ist dagegen erwärmend. Das vermitteln schon viele Märchen. So geht es in „Das Kalte Herz“ von Wilhelm Hauff um den Verlust des Mitgefühls. Wo das Herz erkaltet, geht der Resonanzboden für Empfindungen und Glücksfähigkeit verloren. "So nehmet mir den toten Stein heraus und gebet mir mein lebendiges Herz", bittet Peter Munk das Glasmännlein. Es ist doch besser, mit wenigem zufrieden zu sein, so seine Erkenntnis. Ein warmes Herz erweitert sich bei Großzügigkeit, während es sich durch Egoismus zusammenzieht. „Weitherzigkeit“ ist mit Menschlichkeit, Mitgefühl, Wohltätigkeit und Güte verbunden. Diese Eigenschaften verhindern die Ausbreitung von Neid, Missgunst und Hass. Auch „Däumelinchen“ von Hans Christian Andersen macht diese Erfahrung: Als sie ihren Kopf gegen die Brust des scheinbar toten Vogels legt, hört sie ein Klopfen: Sein Herz wird wieder erwärmt.

Indem wir anderen etwas von uns geben, ihnen Aufmerksamkeit, Freundschaft, Liebe oder Zuneigung schenken, erfüllt sich unser Leben. 

Die Kunst des Gebens und Schenkens gehört zum guten Leben, wo Rituale und Freigebigkeit eng miteinander verbunden sind. Es wird ein Begegnungsrahmen erschaffen, der konkret zeigt, was Nachhaltigkeit wirklich bedeutet: Es soll weitergegeben werden, was von den Vorfahren dankbar empfangen und genutzt wurde. Deshalb ist der Kern von Nachhaltigkeit die Gabe. Sie baut eine Beziehung auf, deshalb hat das Schenken auch im Geschäftsleben eine wichtige Bedeutung. In seinem Buch „Die Gabe“, das sich der Kunst und ihrem Verhältnis zur Wirtschaft widmet, schreibt der amerikanische Dichter und Kulturkritiker Lewis Hyde, dass Geschenke, anders als Wirtschaftsgüter, immer Beziehungen herstellen. Adam Grant, Professor an der Wharton Business School, in seinem Buch „Geben und Nehmen“ auch den Vorteilen von Großzügigkeit am Arbeitsplatz nach. Seiner Ansicht nach wird Altruismus als Motivationsquelle noch immer unterschätzt. „Firmen sollten ein starkes Interesse daran haben, freigiebiges Verhalten zu fördern, weil es Schlüsselaspekte ihrer Performance, wie effektive Zusammenarbeit, Innovation, herausragenden Service und Qualitätssicherung, verbessert.“

Weiterführende Informationen:

  • Erfolgseifer ist gut - Schenkenseifer ist besser 
  • Alexandra Hildebrandt: Stille Einkehr: Gedanken und Aufgelesenes zum Advent. Kindle Ausgabe 2022.
  • Ulrich Grober: Der leise Atem der Zukunft. Vom Aufstieg nachhaltiger Werte in Zeiten der Krise. Oekom Verlag München 2016.
  • Visionäre von heute – Gestalter von morgen. Inspirationen und Impulse für Unternehmer. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Neumüller. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2018.

Wer schreibt hier?

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Freie Publizistin und Autorin, Nachhaltigkeitsexpertin, Dr. Alexandra Hildebrandt

für Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".
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