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Manchmal erzeugen harmlose Floskeln einen großen Effekt - © Shutterstock

Vorsicht, Floskelfalle! Diese drei harmlosen Wörter lassen dich inkompetent wirken!

Kennst du das auch, dass du auf ein bestimmtes Wort „allergisch“ reagierst und innerlich abschaltest oder gar schlechte Laune bekommst?

Bei mir sind es meistens Begriffe, die besonders angesagt sind, inflationär genutzt werden und mir einfach zu oft begegnet sind, um sie noch cool zu finden. Trendige Floskeln sind verführerisch leicht zu nutzen, verwässern oder schaden dafür aber in der Regel deiner professionellen Kommunikation.

Hier die Floskeln, auf die ich momentan extrem allergisch reagiere, inklusive ein paar Verbesserungsvorschlägen.

„Schwierig“

Dieses Wort ist mir regelmäßig als eine Art „Weichspüler“ für Situationen oder Einschätzungen begegnet, die schlichtweg unmöglich waren, aber dennoch lieber als „schwierig“ deklariert wurden.

Ein Praxisbeispiel: Ich frage: „Können wir den Follow-up-Termin in drei Monaten um eine Woche nach hinten schieben?“, und erhalte als Antwort: „Schwierig, da viele aus der Gruppe in der nächsten Woche bei einem anderen Seminar sind!“ Meine Nachfrage: „Aha … verstehe ich es richtig, dass es aus Ihrer Sicht unmöglich ist, diese Verschiebung vorzunehmen?“ Antwort: „Ja!“

Warum dann nicht gleich so? Mir drängt sich der Eindruck auf, dass mit einer Einschätzung/Antwort der Kategorie: „Schwierig …“ nur ein klares „Nein!“ vermieden werden soll. Und noch mehr, denn der Ball wird ja zurückgespielt – in der Hoffnung, dass dort schon das versteckte „Nein“ ankommen wird.

Mein Urteil: Nervig und unprofessionell! Wenn etwas nicht geht, dann bitte auch klar sagen und nicht herumeiern.

Ein weiterer kommunikativer Weichspüler ist mir mit dem Wort „gefühlt“ aufgefallen. Diese Formulierung wird gern vor maßlosen Über- oder Untertreibungen eingeschoben, um zu signalisieren, dass jetzt nur noch Geschwafel folgt.

Ein Praxisbeispiel: „Ich warte jetzt gefühlt schon seit Monaten auf eine Reaktion aus der Personalabteilung!“

Mal ernsthaft: Was lässt sich denn mit der Aussage anfangen? Wer darauf einsteigt und der Personalabteilung Druck macht, läuft ins offene Messer. Wann wurde denn genau was gemacht, und wie lange warten Sie denn auf was von wem? Ich weiß, Präzision ist anstrengend, aber eben auch viel professioneller als nur noch „gefühlt“ zu kommunizieren.

„Tatsächlich“

Auch wenn „tatsächlich“ tatsächlich auf meiner gefühlten Hitliste der schwierigen Floskeln ganz unten steht, ist dieses Wort tatsächlich meine meistgehasste Floskel. Warum? Das ist tatsächlich ganz einfach erklärt. „Tatsächlich“ lässt sich nämlich tatsächlich fast überall einbauen. Und tatsächlich macht es gefühlt auch jede·r!! 🤣

Okay, genug mit dem kommunikativen Unfug. Mir ist diese Floskel ein Dorn im Auge, weil mit dem Begriff ein künstlicher Überraschungseffekt aufgebaut werden soll, obwohl die Inhalte meistens wenig überraschend sind.

Ein Praxisbeispiel: „Ich habe gestern tatsächlich im Homeoffice gearbeitet!“ Ach, sonst schaust du dort nur Serien? Legt man den Begriff auf die linguistische Goldwaage (Wikipedia, Bedeutungen: (manchmal auch wider Erwarten) wahrheitsgemäß, wirklich) untergräbt man damit bei dem oben genannten Beispiel sogar seine eigene Integrität. Davon mal abgesehen führt die inflationäre Nutzung aber garantiert zum Verlust eines halbwegs professionellen Kommunikationsimage.

Besser ist, überraschende Fakten wirklich nur dann als Überraschung auszuweisen, wenn dem auch wirklich so ist.

Was tun, wenn du in der Floskelfalle sitzt?

Hast du dich eben selbst dabei erwischt, dass du diese Floskeln benutzt? Keine Sorge, so etwas kann jedem·r passieren. Ich habe an mir selbst auch schon viele Floskeln entdeckt und musste sie mir in einem langwierigen Prozess wieder abtrainieren. Beginnen wir aber damit, wie du sie an dir entdecken kannst.

Das geht ganz einfach mit einer kurzen Gesprächsaufnahme. (Frage aber lieber, ob es deinem Umfeld auch passt!) Vier bis fünf Minuten reichen häufig schon aus, damit du später in der Selbstanalyse deine häufigsten Redewendungen oder Floskeln entdeckst. Danach hilft es mir immer, wenn ich mir auf einem Blatt Papier gezielt vier bis sechs alternative Begriffe notiere. Nun übe ich mit mir selbst in einem kurzen Monolog, in dem ich darauf achte, die „neuen“ Begriffe zu verwenden. Im Laufe der Zeit geht das dann von ganz allein. Wenn du deine Kommunikation noch weiter verbessern möchtest, empfehle ich dir mein Onlineseminar „Erfolgreiche Kommunikation | Die Kunst des Zuhörens und Überzeugens“.

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Ich freue mich, wenn du mir hier folgst und den Artikel deinen Freunden empfiehlst.

Außerdem bin ich gespannt, welche Floskeln dir in deinem Umfeld so auffallen. Schreib dazu gern einen Kommentar hier.

Viele Grüße

Henryk Lüderitz

Kommentare

Henryk Lüderitz schreibt über Young Professionals, junge Führungskräfte, Leadership, Talente & High Potentials

Die Herausforderungen von Young Professionals kenne ich aus eigenerer Erfahrung: Bereits mit Anfang 20 war ich bei Vodafone in einem Talentprogramm. Es folgten Positionen als Projektleiter und Führungskraft. Nach 12 Jahren im Konzern arbeite ich jetzt als Trainer und Coach für Young Professionals.

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