„Was der Mensch tut, das zählt. Nicht was er erzählt.“
Nachhaltiges Machertum
Menschen „blühen“ in ihrer Aufgabe auf, wenn:
- sie die eigene Angst annehmen
- sich Zeit nehmen
- genau hinsehen statt die Realität zu verweigern
- das eigene Herz groß und mutig werden lassen
- tun statt reden.
Diese Ansicht verbindet den österreichischen Holzbauunternehmer Erwin Thomas mit dem deutschen Personalexperten und Geschäftsführer der GmbHs der NEUMÜLLER Unternehmensgruppe. „Immer strebte ich eine Balance zwischen wirtschaftlichem Erfolg, Zufriedenheit der Menschen sowie dem Schutz und Erhalt der Umwelt an." Mit seinen Büchern über Visionäre von heute und Gestaltern von morgen oder der Bedeutung des Bauchgefühls im Management möchte Neumüller Denkanstöße liefern. Sein Motto „Tun statt reden“ hat seinen Ursprung und sein Ziel auch in der Mentalität „Schaffe!“ von Reinhold Würth. Darunter versteht er Arbeit, Fleiß und Ehrgeiz, Ideenreichtum und Tatendrang, Expansion und Innovation. Der gelernte Großhandelskaufmann führte im Zuge des Wirtschaftswunders der 1950er und 1960er Jahre die väterliche Schraubengroßhandlung zu einem ungeahnten Erfolg. Die Adolf Würth GmbH & Co.KG ist führender Spezialist im Handel mit Montage- und Befestigungsmaterial. Nach dem plötzlichen Tod seines Vaters wurde Würth über Nacht zum Ernährer der Familie. Nächtelang saß er als junger Mann über betriebswirtschaftlichen Wälzern und sog das Wissen wie ein Schwamm in sich auf, um sich anzueignen, was anderen im teuren Studium vermittelt wurde. Am nächsten Morgen musste er wieder zu den Kunden. „Lieber machen als rumphilosophieren“, ist seither seine Devise. Er kritisierte immer wieder, dass es in unserer Gesellschaft sehr viele Wissensriesen und eine kleine Armada von Realisierungszwergen gibt.
Viele Menschen trauen sich nicht, Dinge einfach in die Tat umzusetzen.
Diese Beobachtung haben auch Werner Neumüller und Erwin Thoma in ihrem Berufsleben gemacht – beide plädieren fürs Machen statt Zögern. Den größten Teil seines Berufslebens verbrachte Erwin Thoma als Geschäftsführer in einer leitenden Position in der Wirtschaft. Er studierte Betriebswirtschaft und versuchte, diese Welt und ihre Spielregeln zu verstehen. Vor diesem Hintergrund wurde ihm bewusst, dass die Lebensart eines Kirschbaums gar nicht dieser Lehre entspricht: „Nein, er macht so ziemlich alles verkehrt. An jeder Wirtschaftsuni würde er sicher durchfallen.“ Denn das oberste Ziel jeder wirtschaftlichen Tätigkeit ist es, so viel Geld und Macht wie möglich zu machen. Kernziel des Kirschbaums ist es dagegen, alle Lebewesen zu unterstützen und nicht Macht und Geld für sich allein anzuhäufen: „Von Effizienz, Sparsamkeit und gezieltem Ressourceneinsatz kann keine Rede sein. Im Gegenteil. Er schmeißt eine orgienhafte Party. Tausende Blüten werden im Überfluss gebildet. Das verbraucht gerade im Frühjahr jede Menge kostbare Energie.“ Dadurch wird auch er von allem Leben unterstützt.
Er bekommt Freundschaft und die Möglichkeit, ein Leben in Fülle führen.
Das bestätigt auch Werner Neumüller, der alle Lebensphasen immer intensiv genutzt und erlebt hat. Dazu gehört es für ihn auch, Momente zu genießen, auf sein Herz zu hören und mit wachen Sinnen durch die Welt zu gehen. „Ich hatte das große Glück, es mehrmals zu erfahren und ‚auszukosten‘ zu dürfen. Dazu gehört es auch, sich etwas zu gönnen, das Leben und Erfolge zu feiern, die Dinge manchmal auch einfach laufen zu lassen und im Augenblick zu sein.“ Erwin Thoma überträgt dies auf den Kirschbaum: „Wer so auf das Leben schaut, für den wird die Umwelt zur Mitwelt. Sich selbst eingebettet in allem Leben zu sehen, bedeutet Geborgenheit und Unterstützung zu spüren und Lebensängste durch Freude, Hoffnung und Zuversicht aufzulösen“, so Thoma. Er weist nach, dass, wer in Angst und Mutlosigkeit verharrt, tatsächlich verengt (unsere Reaktionsmöglichkeit und das aktive Handeln). Immer wieder erlebt er Bauherren, die ihre Heizsysteme viel zu groß bauen, weil sie Angst haben, dass es doch zu kalt werden könnte. „Und wie viele Lebensmittel werden täglich weggeworfen, weil Menschen zu viel gekauft haben – auch aus einer subtilen, oft unterbewussten Angst heraus, doch einmal hungern zu müssen oder einfach nur zu wenig zu bekommen. Auch in der Politik ist das Ängsteschüren eine immer wieder angewandte Taktik.“
Wenn es uns gelingt, unser das Leben wie einen Kirschbaum zum Blühen zu bringen, dann verkümmert die Angst.
Die Natur setzt nie auf Angst. Stattdessen sind Fülle und Zuversicht die hauptsächlichen Mittel der Wahl: „Der Baum, dem es gelingt, jedes noch so kleine Lebewesen zu seinem Freund zu machen, der ist wahrlich gut dran. Gesundes Leben heißt immer fließen, geben und nehmen – und niemals erstarren und festhalten. Bäume sorgen vor, indem sie in Freundschaften investieren.“ Wer aber zu wenig Freundschaften mit den Mikroorganismen im Boden schließt, der erhält zu wenig Spurenelemente aus dem Humus geliefert. Er bleibt zurück, gerät in den Schatten und vertrocknet irgendwann.
Weiterführende Informationen:
- Wirtschaft und Gesellschaft zum Blühen bringen: Was wir von einem funktionierenden Ökosystem lernen können
- Erwin Thoma: Der Weg des Kirschbaums. Wie wir gemeinschaftlich leben und arbeiten können. ecoWing Verlag, Salzburg-Wien 2023.
- Visionäre von heute – Gestalter von morgen. Inspirationen und Impulse für Unternehmer. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. SpringerGabler Verlag, Berlin, Heidelberg 2018.
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