Was eine zivilisierte Gesellschaft ausmacht
Nachhaltiger Kulturverlust
Bei all den Bemühungen, „die Welt zu verändern, ist das zwischenmenschliche Klima kein bisschen besser geworden“, schreibt die Autorin, Kabarettistin und Schauspielerin Désirée Nick in ihrem aktuellen Buch „Alte Weisse Frau“, in dem sie auch kritisiert, dass die generelle Altersdiskriminierung heute salonfähig zu sein scheint: „Wer einer Arbeitskollegin an den Po grabscht, wer abfällige Bemerkungen über die Hautfarbe von Kollegen macht, riskiert seinen Job. Aber wenn du über eine ältere Frau sagst: Die alte Schachtel ist nicht mehr taufrisch, hat das keinerlei Konsequenzen.“ Vor allem Frauen über 50 werden im Alter unsichtbar. Vor diesem Hintergrund stellt sie die Frage, was eine zivilisierte Gesellschaft ausmacht. Dazu gehören für sie beispielsweise Werte wie Bildung und Kultur. Allerdings zeichnet sich unsere Zeit durch einen „nachhaltiger Kulturverlust“ aus – im Kleinen und Großen: zum Beispiel im Verschwinden der menschlichen Handschrift, die das Wesen eines Menschen erkennbar macht. In einer Zeit, in der das meiste nur noch über E-Mail und Social Media kommuniziert wird, lässt es sich allerdings immer weniger auf dem Papier erkennen.
Der Kulturverlust zeigt sich auch in gesellschaftlichen Debatten: Die Repräsentanten eines Wissensgebiets benötigen, um als solche glaubwürdig zu wirken, nur akademische Titel und möglichst prestigeträchtige institutionelle Anbindungen. Oft geht es nur noch darum, wer die „besten“ Fakten, Erkenntnisse und die Deutungshoheit hat. Hinzu kommt, dass Experten häufig uneins sind. Auch die Lüge „ist inzwischen ein völlig legitimes moralische Instrument, um Verwirrung, Unaufrichtigkeit, Hinterhältigkeit, Häme und Heimtücke mitten in der Gesellschaft hoffähig zu machen“, so Nick. Hochstapler, die mehr scheinen wollen, als sie sind, wissen sich heute medienwirksam zu verkaufen, indem sie einen höheren gesellschaftlichen Rang oder eine bessere berufliche Position vortäuschen. Eigentlich können sie nichts richtig. Doch wird ihnen wird (zumindest eine Zeit lang) geglaubt. Am Anfang steht bei den meisten das ungestillte Bedürfnis nach Macht und Ruhm, nach Aufmerksamkeit und Einzigartigkeit. Désirée Nick, die lebenslang immer dazu gelernt hat und im Leben immer besser wurde, möchte mit Ende Sechzig mit gutem Bespiel vorangehen: „Vor uns liegt eine wundervolle Ära, eine Zeit, in der wir wertschätzen, was wir sind und was wir auch gesellschaftlich geschafft haben.“
Zur menschlichen Reife gehört es für sie, sich auch für Ideale einzusetzen, die über die eigenen Interessen hinausgehen.
Sie gehört zu den Menschen mit Charakter, die unerschrocken für ihre Themen einstehen, mutig und berechenbar sind, die zu ihren Fehlern stehen und auch mal anecken, deren Konturen klar und nicht verwaschen sind. Einen Charakter zu haben hieß für den Philosophen Immanuel Kant, nach festen Grundsätzen zu handeln und „nicht wie in einem Mückenschwarm bald hiehin, bald dahin abzuspringen". Menschen mit Eigenschaften sterben im Zeitalter der Globalisierung und Digitalisierung immer mehr aus, während gleichzeitig profillose Aufsteiger nachwachsen. Charakter haben, sich nicht gemein machen - weder nach unten noch und nach oben und das zu tun, was uns innerlich leitet. Unabhängig davon, ob es gerade Mode ist oder ob es die eigene Lebensart erlaubt. Das macht sie zuweilen auch angreifbar. Aber das ist der Preis, der für Echtes bezahlt werden muss. Wer erkennbar sein will und auch andere bewegt, ein authentisches und engagiertes Leben zu führen, nimmt das wie Désirée Nick gern in Kauf.
In ihrem aktuellen Buch möchte sie vor allem der jüngeren Generation zeigen, „wie man über Dekaden und Jahrzehnte den Bogen spannt.“ Das ist ebenfalls ein Kernanliegen des Unternehmers Werner Neumüller, der wie sie der Generation der Babyboomer angehört. Er setzt auch auf ältere Mitarbeitende, weil sie schon Krisen erlebt haben und auf einen enormen Erfahrungsschatz zurückgreifen können. Immer wieder verweist er zudem darauf, dass die Produktivität steigt, wenn Alt und Jung ihre unterschiedlichen Fähigkeiten einbringen. Der Partner der Industrie im Umfeld der Personal- und Ingenieurdienstleistung ist spezialisiert auf das Research und die Rekrutierung von anspruchsvollen Qualifikationen über den Weg der Personaldienstleistung und/oder Arbeitnehmerüberlassung. „Gerade in einem konstant variablen Team entfalten sich unterschiedliche Stärken, die sich auch ergänzen und bereichern“, sagt Neumüller. Zudem seien erfahrene Mitarbeitende häufig auch gute Mentoren. Neumüller erinnert an seinen eigenen Mentor Horst Herberger, dessen Erfolg „auf Anstand und Moral, Fleiß, Vertrauen in die Mitarbeitenden, die Fähigkeit, sie zu erkennen, zu fördern und zu fordern“ basierte. Die Unternehmens-DNA („ehrlich, fleißig, nachhaltig") setzt sich aus diesen Moralwerten zusammen.
Schon die alten Griechen beschäftigten sich mit der Frage des rechten Maßes, ohne das es weder Anstand, Verlässlichkeit, Ehrlichkeit noch Verantwortung gibt.
Das sind für Nick und Neumüller unumstößliche Werte. Wo es in der Gesellschaft an den Tugenden Mäßigung, Wahrhaftigkeit und Courage fehlt, lässt die Vertrauenskrise nicht lange auf sich warten. Manieren sind keine Relikte aus der Vergangenheit, sondern hochaktuell. Nicht nur Désirée Nick, sondern auch Mitarbeitende der NEUMÜLLER Unternehmensgruppe wie Wendy Trabold mögen Menschen mit Anstand. Es gibt sogar viele Beiträge zum Thema im Unternehmensblog (Schwerpunkt Bewerbungsgespräch), die am Ende des Beitrags aufgelistet sind. Diese Entwicklung zeigt zugleich, wie wichtig es ist, sich im Irrsinn der Welt eine eigene Haltung zu verschaffen oder zu bewahren, die sich auch in gutem Benehmen zeigt.
Weiterführende Informationen:
- Stefan Hofer Kleidung beim Vorstellungsgespräch: Das Outfit für Männer und Frauen
- Stefan Hofer: Krawatte im Beruf: Ist das eigentlich noch zeitgemäß?
- Stephanie Haas: Vorstellungsgespräch als Ingenieur: So überzeugen Sie
- Lena Stief: Lügen im Bewerbungsgespräch: Was erlaubt ist und was nicht
- Lena Stief: Bewerbungsgespräch via Telefon: So überzeugen Sie im telefonischen Jobinterview
- Alexandra Hildebrandt: Zeit für Höflichkeit und gute Manieren
- Alexandra Hildebrandt: Höflichkeit: ein Statement gegen die Gräuel dieser Welt
- Alexandra Hildebrandt: Vom nachhaltigen Wert guter Umgangsformen
- Wie im richtigen Leben: Guter Stil unter virtuellen Bedingungen
- Abgelegt und wiedergefunden: Die Krawatte in der modernen Unternehmenskultur
- Die Krise der Welt: Warum Anstand und Bildung auf der Verliererseite sind
- Dress for Success: Worauf es heute ankommt
- Vom Wert der Erfahrungen: Wer Pi mal Daumen handelt, muss seinen Daumen kennen
- Bauchgefühl im Management. Die Rolle der Intuition in Wirtschaft, Gesellschaft und Sport. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Neumüller. SpringerGabler Verlag 2021.
- Alexandra Hildebrandt: Manieren 21.0: Warum gutes Benehmen heute wieder salonfähig ist. Amazon Media. Kindle Edition 2026/2022.
- Werner Neumüller: Ehrlich weiter: Auf der Suche nach den Menschen. In: Visionäre von heute – Gestalter von morgen. Inspirationen und Impulse für Unternehmer. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Neumüller. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2018, S. 145-158.
- Désirée Nick: Alte Weisse Frau. Warum Falten kein Knick im Lebenslauf sind. Penguin-Verlag, München 2023.
Wer schreibt hier?
Insider für Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie