Welchen Einfluss hat der ökologische Landbau auf Umwelt- und Klimaschutzleistungen?
Der ökologische Landbau gilt als ressourcenschonende und nachhaltige Wirtschaftsform.
Von der Bundesregierung wird ein Flächenanteil von 30 Prozent Ökolandbau bis zum Jahr 2030 angestrebt. Dieses Ziel ist allerdings nur erreichbar, wenn auch die Nachfrage nach Biolebensmitteln steigt. Aufgrund hoher Energiepreise und der unsicheren und krisengeprägten wirtschaftlichen Entwicklung ist der Umsatz im Biofachhandel in den letzten zwei Jahren eingebrochen. Dadurch sind auch Umwelt- und Klimaschutzziele gefährdet. Dies bestätigt auch die aktuelle Studie "Umwelt- und Klimawirkungen des ökologischen Landbaus" der Technischen Universität München, geleitet durch den Studienleiter Prof. Dr. Kurt-Jürgen Hülsbergen. Die Studie basiert auf Untersuchungsergebnissen im deutschlandweiten Netzwerk von Pilotbetrieben und Ergebnissen aus Dauerfeldexperimenten. Im Forschungsprojekt „Netzwerk von Pilotbetrieben“ wurden von 2009 bis 2021 die Umwelt- und Klimawirkungen in 40 ökologischen und 40 konventionellen Betrieben in verschiedenen Agrarregionen Deutschlands untersucht.
Die wichtigsten Ergebnisse:
- Die weitere Ausdehnung des ökologischen Landbaus trägt zur Lösung drängender Umweltprobleme und zur Verminderung von Kosten für die Gesellschaft bei.
- Die Erträge sind im ökologischen Pflanzenbau niedriger als im konventionellen Pflanzenbau, wobei die Ertragsdifferenzen je nach Standort, Fruchtart und Management variieren. Dauerfeldexperimente und Ertragsanalysen in Pilotbetrieben zeigen, dass bei optimaler Nährstoffversorgung in ökologischen Fruchtfolgen hohe und stabile Energieerträge erzielt werden, die das mittlere Ertragsniveau konventioneller Fruchtfolgen erreichen können. Dennoch müssen im Ökolandbau weitere Ertragssteigerungen durch die Züchtung leistungsfähiger Sorten, verbesserte Anbauverfahren, technische Innovationen, optimierte Nährstoffversorgung und Nährstoffrecycling, die Gesunderhaltung der Kulturpflanzen durch resistente Sorten und neue biologische Wirkstoffe zur Regulierung von Pflanzenkrankheiten erzielt werden.
- Ertragssteigerungen sind im Ökolandbau strategisch bedeutsam, weil hiervon die Wettbewerbsfähigkeit, das Aufkommen an Biolebensmitteln sowie die produktbezogenen Umweltwirkungen (z.B. produktbezogene Treibhausgasemissionen) abhängen.
- Es ist eine stärkere Förderung des ökologischen Landbaus in der gesamten Wertschöpfungskette erforderlich (von der Erzeugung der Nahrungsmittel und Rohstoffe in den Landwirtschaftsbetrieben über die Verarbeitung und den Handel bis zu den Konsumenten).
- Je schneller die Umstellung auf ökologischen Landbau erfolgt und je größer die Öko-Anbaufläche ist, desto größer ist die Umweltentlastung und Kosteneinsparung für die Gesellschaft.
- Der ökologische Landbau trägt zur Lösung von Umweltproblemen bei (z.B. zur Reduzierung von umwelt- und klimarelevanten Stickstoffemissionen). Die Unabhängigkeit von Mineraldüngerstickstoff macht den ökologischen Landbau energieeffizienter und klimaschonender. Deshalb sollten weitere agrar- und umweltpolitische Maßnahmen ergriffen werden, um die ambitionierten Ziele (30 Prozent Anteil des ökologischen Landbaus bis 2030) zu erreichen.
- In der aktuellen wirtschaftlichen Situation ist es wichtig, die vorhandene Öko-Anbaufläche zu erhalten und den Absatz von Bioprodukten zu stärken und zu stabilisieren. Nach der Konsolidierung sollte die Öko-Anbaufläche zügig weiter ausgebaut werden, um die Klimaziele zu erreichen.
- Ökobetriebe haben artenreiche, Leguminosen basierte Fruchtfolgen. Auch ist hier die Tierhaltung flächengebunden (geringerer Tierbesatz). Sie sind Low-Input-Systeme (kein Einsatz chemisch-synthetischer Dünger und Pflanzenschutzmittel, geringer Einsatz fossiler Energie) und weisen eine geringe bis mittlere Landnutzungsintensität auf (weniger Arbeitsgänge, geringere Überrollhäufigkeit, extensivere Verfahren).
- Die Umwelt- und Klimaschutzleistungen des ökologischen Landbaus können durch Forschung und Innovationen, Umwelt- und Klimaschutzmanagement in den Wertschöpfungsketten, konsequente Umsetzung der Prinzipien des Ökolandbaus gestärkt werden. Dazu sind stärkere Investitionen in Forschung und Entwicklung des ökologischen Landbaus dringend erforderlich.
- Der ökologische Landbau hat positive Wirkungen auf Biodiversität (Verzicht auf chemisch-synthetische Herbizide, Fungizide, Insektizide, Wachstumsregler. Artenreiche Fruchtfolgen) auf Stickstoffkreisläufe, Energieeffizienz, Humusaufbau, Treibhausgasemissionen und Trinkwasserschutz.
Weiterführende Informationen:
- Saat des guten Lebens: Was ein nachhaltiges und faires Ernährungssystem ausmacht
- Multiple Krisen und Biodiversität: Klima- und Artenschutz gehören zusammen
- Klimaneutralität in der Industrie. Aktuelle Entwicklungen – Praxisberichte – Handlungsempfehlungen. Hg. von Ulrike Böhm, Alexandra Hildebrandt, Stefanie Kästle. Springer Gabler Verlag, Heidelberg, Berlin 2023.
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