Weltnaturabkommen wichtiger als UN-Klimakonferenz?
Die Auswirkungen des Klimawandels und des Biodiversitätsverlusts gehören zu den wichtigsten Herausforderungen der Gegenwart. Dies begünstigt auch das Auftreten von Gesundheitskrisen. Hauptverursacher ist vor allem unsere Lebens- und Wirtschaftsweise. Als weitere Hauptursachen gelten: Klimaveränderungen, Weltbevölkerungswachstum, Ressourcenverbrauch, Veränderungen der Landnutzung, Lebensraumzerstörung, Landschaftsverbrauch und Landschaftszerschneidung, Wasserbau, Lichtverschmutzung und naturbelastende Freizeitnutzungen. Es werden deshalb richtige Handlungsstrategien zum Schutz des Klimas und der biologischen Vielfalt benötigt.
Häufig wird der Gedanke vernachlässigt, dass nicht nur in erneuerbare Energien investiert werden muss, sondern auch in die Förderung der biologischen Vielfalt.
Deshalb ist die Weltnaturkonferenz COP15, die im Dezember 2022 im kanadischen Montréal stattfand, viel wichtiger als die diesjährige UN-Klimakonferenz in Dubai. Das Ergebnis war ein Weltnaturabkommen, das fast 200 Länder unterschrieben haben. Darin ist vorgesehen, den Verlust der Biodiversität bis 2030 zu stoppen bzw. sogar umzukehren. Dafür sollten unter anderem 30 Prozent wirksame und vernetzte Schutzgebiete bereitgestellt, zerstörte Ökosysteme wiederhergestellt und Pestizide mehr als um die Hälfte reduziert werden. Deutschland nahm zwar gemeinsam mit der EU während der Verhandlungen eine Vorreiterrolle ein, aber in den meisten Bereichen gab es kaum Fortschritte – trotz des Aktionsprogramms Natürlicher Klimaschutz.
Damit möchte die Bundesregierung nicht nur entscheidend dazu beitragen, die Ökosysteme in Deutschland zu verbessern, sondern es wird u. a. auch auf die physische und psychische Gesundheit eingegangen (Schaffung von Naturerfahrungsräumen, urbanen Waldgärten und Wäldern, naturnahe Gestaltung, barrierefreie Erschließung von lokalklimatisch wirksamen Parkanlagen und Kleingewässern). Das Thema braucht eine noch stärkere Zuwendung. Das belegt der besorgniserregende Zustand der Natur: 75 Prozent der Landoberfläche und 66 Prozent der Meere sind in einem negativ veränderten Zustand, ein Fünftel aller Arten der Roten Liste in Europa ist vom Aussterben bedroht. Der Naturschutzbund Deutschland e. V. (NABU) fordert deshalb von der Bundesregierung einen nationalen Wiederherstellungsplan für degradierte Lebensräume, sobald die EU das Gesetz zur Wiederherstellung der Natur final verabschiedet hat, die Ausweitung, Vernetzung und Qualitätssicherung von Schutzgebieten sowie Prüfung und Abbau umweltschädigender Subventionen.
Weiterführende Informationen:
- Multiple Krisen und Biodiversität: Klima- und Artenschutz gehören zusammen
- Schutz der Ökosysteme: Eine Wanderung zur Entdeckung der Weltgesetze
- Klimaneutralität in der Industrie. Aktuelle Entwicklungen – Praxisberichte – Handlungsempfehlungen. Hg. von Ulrike Böhm, Alexandra Hildebrandt, Stefanie Kästle. Springer Gabler Verlag, Heidelberg, Berlin 2023.
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