Dr. Alexandra Hildebrandt

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für Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Wie der Klimawandel die Gesundheit unseres Gehirns beeinflusst

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Klimakrise und Neurowissenschaft

Die Phänomene der Klimakrise beeinflussen auch unsere Gesundheit: Hitzewellen hindern uns zum Beispiel daran, einem geregelten Alltag nachzugehen, sie können das Sozialleben einschränken und zu Isolation führen. Die Temperatur ist außerdem eine wichtige Umweltbedingung, die im Laufe der Evolution ökologische Nischen bedingt hat. Die Gehirne von Menschen und Tieren sind an bestimmte Temperaturen angepasst. Extrem schnelle Änderungen der Durchschnittstemperaturen können zu einer Zerstörung dieser ökologischen Nischen führen – die Lebewesen haben keine Zeit, sich anzupassen. Was das konkret bedeutet, beschreiben Dorothea Metzen und Prof. Dr. Sebastian Ocklenburg aus der Biopsychologie der Ruhr-Universität Bochum und der Medical School Hamburg in ihrem Buch „Die Psychologie und Neurowissenschaft der Klimakrise“. Sie integrieren dabei verschiedene Forschungszweige der Psychologie und Neurowissenschaft.

Auch eine aktuelle Studie des University College London zeigt, dass der Klimawandel und die damit verbundenen Wetterbedingungen signifikante Auswirkungen auf die Gesundheit – vor allem des Gehirns - haben. Grundlage für den wissenschaftlichen Nachweis ist eine Analyse von 332 Studien, die zwischen 1968 und 2023 veröffentlicht wurden. 19 unterschiedliche Erkrankungen des Nervensystems wurden hier einbezogen. Die Auswahl basierte auf den Ergebnissen der „Global Burden of Disease“-Studie aus dem Jahr 2016. Darunter fielen Krankheiten wie Schlaganfälle, Migräne, Alzheimer, Hirnhautentzündungen, Epilepsie und Multiple Sklerose. Zusätzlich wurden die Auswirkungen des Klimawandels auf verschiedene schwerwiegende psychiatrische Erkrankungen wie Angststörungen, Depressionen und Schizophrenie untersucht. Die Ergebnisse wurden in „The Lancet Neurology“ veröffentlicht.

Die zentralen Ergebnisse:

  • Betroffene: Menschen mit neurologischen Erkrankungen und Demenz sind besonders anfällig für Schäden durch extreme Temperaturen und Wetterereignisse, die ihre kognitiven Fähigkeiten und ihre Fähigkeit, ihr Verhalten anzupassen, beeinträchtigen können. Dazu gehört die eingeschränkte Fähigkeit, Hilfe zu suchen oder mit möglichen Problemen umzugehen, zum Beispiel durch erhöhte Flüssigkeitsaufnahme oder angemessene Kleidung. Diese Vulnerabilität wird durch körperliche Schwäche, das Vorhandensein mehrerer Krankheiten und die Einnahme von Psychopharmaka verstärkt.
  • Weitere Checks, insbesondere bei Personen mit neurologischen Erkrankungen, sind dringlich.
  • Viele dieser Krankheiten sind mit einem erhöhten Risiko für psychiatrische Störungen wie Angststörungen verbunden. Solche komorbiden Erkrankungen könnten die Auswirkungen des Klimawandels verstärken und damit die Komplexität der notwendigen Anpassungen zur Erhaltung der Gesundheit erhöhen.
  • Eine verringerte Schlafqualität hat Einfluss auf Stimmung, Arbeit und Suizidalität. Besondere Aufmerksamkeit wird auf die Nachttemperaturen gelegt, die sich häufig negativ auf den Schlaf auswirken. Unzureichender Schlaf kann eine Vielzahl von Gehirnerkrankungen negativ beeinflussen. Nachgewiesen wurde, dass dies zu vermehrten Krankenhausaufenthalten, Behinderungen und sogar Todesfällen führen kann.
  • Bei den Abweichungen der Wetterlagen wirken sich vor allem extreme Temperaturen und größere Temperaturunterschiede während des Tages aus.

Es besteht dringender Handlungsbedarf, um diese Auswirkungen zu minimieren.

Maßnahmen:

  • Das Gesundheitssystem muss auf die kommenden Herausforderungen vorbereitet werden.
  • Aufenthalte in der Natur kann zu einer Regulation von Stressnetzwerken im Gehirn führen.
  • Der Erhalt der uns verbleibenden Ökosysteme ist sehr wichtig für die Gesundheit – auch unseres Gehirns.
  • Die Politik muss zum Handeln gegen die Klimakrise bewegt werden, denn Prävention ist der beste Weg zum Gesundheitsschutz.
  • Die Folgen der Klimakrise müssen in Wissenschaft und Lehre mitgedacht werden.

Ein wichtiger und nachhaltiger Ansatz ist der jährlich stattfindende Bamberger Kongress für Integrative Medizin, der sich nicht der der menschlichen Gesundheit, sondern auch der planetaren Gesundheit widmet. 

Der Gedanke ist, Projekte und Ideen vorzustellen, die nachhaltig, zukunftsweisend, realisier- und finanzierbar sind. Der nächste findet am 14./15.September 2024 zum Thema "Silent Inflammation Teil II" statt. Der Kongress wird vom gemeinnützigen Förderverein Forschungsstiftung Integrative Medizin organisiert. "Herz" und „Verstand" sind für die Initiatoren Attribute, die für die Vermittlung dieser Themen notwendig sind, denn nur in dieser Kombination können Menschen begeistert und wacher werden, um richtig zu entscheiden und zu handeln. Eine ähnliche Tradition soll mit den Bamberger Kongressen für Unsere Nachhaltige Zukunft fortgesetzt werden.Dabei geht es um Themen wie Mensch, Gesundheit, Natur, Wasser und Klimaschutz; nachhaltige ökologische Landwirtschaft; Klimawandel, Vegetation und Gesundheit; Gesundheit, Wetter- und Klimaschutz; Kreislaufwirtschaft, Naturschutz, Klimaanpassung, Wasser- und Energiekreislauf der Natur & die Verbindung zum Menschen.

Diese Themen sind auch inhaltlicher Bestandteil der regelmäßigen Veranstaltungen im Gesundhaus i-Tüpferl, ein zukunftsfähiges Praxishaus mit der Vision, durch Vernetzung unterschiedlicher Disziplinen eine moderne und zukunftsfähige Versorgung von Menschen im ländlichen Raum sicherzustellen sowie umfassende Behandlungskonzepte und ein Erleben von ganzheitlicher Medizin möglich zu machen. „Über fünf Jahre dauerte der gesamte Prozess von der ersten Idee über Gemeinderatssitzungen, Gutachten, Bebauungspläne usw. bis zum fertigen Gebäude, das nun mit Leben gefüllt werden kann“, sagt die Unternehmerin Christine Bergmair, die auch Rückschläge nicht verschweigt: „Ob negative Stimmen gegen mein Konzept, ein Wasserschaden drei Wochen vor geplanter Eröffnung, es ist letztlich die Frage wie man mit Verlust umgeht! Ich selbst hatte das große Glück vor zehn Jahren zwei Therapeuten kennenzulernen, die mit initiatischer Therapie und systemischer Selbstintegration Menschen begleiten. Für mich ein großes Geschenk: die Auseinandersetzung mit den Herausforderungen des Lebens hat mich stets dazu gebracht, auf der emotionalen Ebene und in meinem Kern einen gesunden Umgang zu finden.“ Solange mit dem Klimawandel im eigenen Leben richtig umgegangen werden kann, besteht auch Hoffnung, die großen, globalen Herausforderungen nachhaltig zu meistern.

Weiterführende Informationen:

Wer schreibt hier?

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Freie Publizistin und Autorin, Nachhaltigkeitsexpertin, Dr. Alexandra Hildebrandt

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Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".
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