Dr. Alexandra Hildebrandt

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für Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Wie die Abfallwirtschaft zum Ressourcen- und Klimaschutz beiträgt

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Eine intensivierte Kreislaufwirtschaft kann einen wichtigen Beitrag dazu leisten, den Verbrauch der Ressourcen drastisch zu reduzieren und vom Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum zu entkoppeln. Wenn über Kreislaufwirtschaft gesprochen wird, denken viele Menschen zuerst an Abfallwirtschaft. Das ist historisch bedingt: Seit 1996 gibt es in Deutschland ein Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG), das 1972 Abfallbeseitigungsgesetz hieß, dann 1986 Abfallgesetz, ab 1996 schließlich Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz. Seit 2012 heißt es Kreislaufwirtschaftsgesetz. Mit den verschiedenen Fassungen und Umbenennungen geriet auch die Vermeidung und Verwertung von Abfällen in den Fokus.

Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz müssen zusammengedacht werden.

Die Abfallwirtschaft leistet einen wichtigen Beitrag zur Energiewende und trägt dazu bei, Treibhausgasemissionen zu verringern oder vermeiden (Steigerung der Energieeffizienz, Substitution von Primärenergieträgern, Nutzung erneuerbarer Energien in Abfallverwertungsanlagen). Gleichzeitig bewirken zahlreiche Investitionen in die technische und organisatorische Weiterentwicklung der Branche, die nicht erst seit der Corona-Krise ihre Anpassungsfähigkeit unter Beweis gestellt hat sowie ihre Bedeutung für das reibungslose Funktionieren des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens. Diese Aspekte führen zu positiven Entwicklungen der Branche:

  • steigende Anforderungen an die stoffliche und energetische Verwertung
  • strengere Standards für die Produktion von Sekundärrohstoffen 
  • technische Innovationen.

Derzeit sind bundesweit fast genauso viele Menschen in der Kreislaufwirtschaft tätig wie in der Energiewirtschaft und fast viermal so viele wie in der Wasser- und Abwasserbranche. Auch ist eine wachsende Anzahl innovativer Start-ups zu verzeichnen. Durch hohe Standards in der Abfallaufbereitung und im Rohstoffkreislauf ist das Leistungsspektrum sehr umfassend. Zudem macht sie Technologisierung und Digitalisierung auch immer anspruchsvoller und vielseitiger. Unternehmen und Verbände der Kreislaufwirtschaft bieten Beschäftigten zudem umfangreiche Möglichkeiten zur Weiterbildung. Denn es ist wichtig, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass unsere Industrie noch Teil einer linearen Wirtschaft ist, „in der die meisten Ressourcen oft auf direktem Weg im Müll landen: Take, make, waste. Manchmal drehen Materialien noch ein oder zwei Recycling-Schleifen, bevor sie endgültig zu wertlosem Abfall werden. Die meisten unserer heutigen Recycling-Schritte sind bei genauer Betrachtung Downcycling. Wir legen den Fokus auf Klima- und Ressourceneffizienz, suchen aber nicht nach der effektivsten Lösung für den Umgang mit beiden Problemen. Und das Ergebnis dieser Art und Weise zu wirtschaften ist wenig zukunftsträchtig“, bemerken Nora Sophie Griefahn und Tim Janßen vom Vorstand Cradle to Cradle NGO. 

Sie verweisen zudem darauf, dass wertvolle Ressourcen einfach vergeudet wurden, „indem wir sie zu wertlosem Müll haben werden lassen.“

Vielen Abfälle enthalten aber auch gefährliche Stoffe wie Quecksilber, Kohlenwasserstoffverbindungen, Weichmacher oder Lösemittel. Durch unsachgemäße Verwertung oder Deponierung gelangen sie ins Grundwasser oder in die Luft. Die Vermeidung von Abfällen hat bei der Zotter Schokolade GmbH, einem Hersteller von biologisch und fair produzierter Schokolade mit Sitz in der Ortschaft Bergl der steirischen Gemeinde Riegersburg, deshalb Priorität. „Unser Ziel ist es, Abfall laufend zu reduzieren und dafür zu sorgen, dass jene Abfälle, die entstehen, sachgemäß entsorgt und recycelt werden. In einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft können durch das Recycling von Abfällen wieder neue Rohstoffe entstehen und wirken so einer Ressourcenverknappung entgegen. Kakaoschalen fallen als Nebenprodukt an und werden als Einzelfuttermittel an einen benachbarten Landwirt oder als Beet-Abdeckmaterial verkauft. Es erfolgt auch ein Eigenverwendung in unserer Landwirtschaft. Zudem fallen im Betrieb diverse Abfälle wie Verpackungen und Restmüll an. Diese und die geringen Mengen an gefährlichen Abfällen werden durch einen konzessionierten Entsorger vor Ort abgeholt“, sagt der Gründer Josef Zotter.

Für eine funktionsfähige Kreislaufwirtschaft braucht es auch eine entsprechende Infrastruktur.

Diese benötigt die Akzeptanz der Bürgerinnen und Bürger. Dazu gehören Sortier- und Aufbereitungsanlagen, thermische Abfallbehandlungsanlagen oder Deponien. Da die steigenden Herausforderungen an die Kreislaufwirtschaft ohne Weiterentwicklung dieser Anlagen nicht bewältigt werden können, ist auch ein Umdenken auf privater und auf kommunaler-, landes- und bundespolitischer Ebene erforderlich. 

Weiterführende Informationen:

  • Nora Sophie Griefahn und Tim Janßen: Klimaneutral – und dann? In: Klimaneutralität in der Industrie. Aktuelle Entwicklungen – Praxisberichte – Handlungsempfehlungen. Hg. von Ulrike Böhm, Alexandra Hildebrandt, Stefanie Kästle. Springer Gabler Verlag, Heidelberg, Berlin 2023, S. 72.
  • Josef Zotter: Klimaneutralität ist kein Schokoschlecken. In: Klimaneutralität in der Industrie. Aktuelle Entwicklungen – Praxisberichte – Handlungsempfehlungen. Hg. von Ulrike Böhm, Alexandra Hildebrandt, Stefanie Kästle. Springer Gabler Verlag, Heidelberg, Berlin 2023, S. 302.

Wer schreibt hier?

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Freie Publizistin und Autorin, Nachhaltigkeitsexpertin, Dr. Alexandra Hildebrandt

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Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".
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