Wie stark belastet Formaldehyd aus Holzmöbeln die Raumluft?
Die kalifornische Umweltbehörde California Air Resources Board (CARB) hat vor einigen Jahren die deutsche Autoindustrie tief erschüttert. Doch das, was häufig aus Möbeln ausdünstet, kann genauso schädlich sein wie das, was aus dem Autoauspuff kommt. Holzwerkstoffe werden überwiegend mit Bindemitteln auf der Basis von Formaldehyd verleimt. Das farblose, stechend riechende Gas kann bei hoher Konzentration in der Raumluft beim Menschen Allergien, Haut-, Atemwegs- oder Augenreizungen verursachen. Bereits Ende der 1980er-Jahre widmete sich das Verbrauchermagazin Öko-Test erstmals dem Thema Formaldehydausdünstungen aus Möbeln, weil Kunden über Beschwerden wie brennende Augen und Husten klagten.
Im Juni 2014 hat die EU Formaldehyd als „kann Krebs erzeugen“ (Kategorie 1 B gemäß CLP -Verordnung) eingestuft. In den USA gilt es seit 2011 als krebserregend. Am 12. Dezember 2016 hat die U.S. Environmental Protection Agency (EPA) die finale Version der Regulierung zur Formaldehydemission im US-Bundesregister veröffentlicht. Das Gesetz, das am 21. März 2017 rechtswirksam wurde, reguliert die Anforderungen hinsichtlich der Formaldehydemission von Spanplatten, MDF und Sperrholz und sowie daraus hergestellter Halb- und Fertigfabrikate, die in den Vereinigten Staaten von Amerika produziert, verkauft, geliefert, zum Verkauf angeboten oder importiert werden.
Arnold Schwarzenegger hatte seine Finger im Spiel
Die EPA arbeitete eng mit dem CARB zusammen, um sicherzustellen, dass die endgültige nationale Regelung mit den Anforderungen von Kalifornien an Verbundholzprodukte so weit wie möglich übereinstimmt. Die Übertragung der seit 2009 in Kalifornien geltenden Regelung auf die gesamten USA (CARB2) wurde 2010 in Kalifornien noch unter Arnold Schwarzenegger eingeführt. Zu dieser Zeit wurden nicht nur die Grenzwerte der Formaldehydemission geregelt, sondern auch die werkseigene Qualitätskontrolle sowie die externe Kontrolle durch die „Third Party Certifiers“ geregelt. Die Regelungen sind verpflichtend für alle Hersteller, Importeure, Verarbeiter, Händler und Zertifizierungsstellen, die mit Holzwerkstoffprodukten.
Wie stark Formaldehyd ausgast und die Raumluft belastet, wurde in Deutschland bislang mit einem Verfahren aus den 1990er-Jahren gemessen. Aus Sicht von Öko-Test war die Methode schon damals nicht „realitätsnah“. Seit dem 1. Januar 2020 muss die Ausgasung von Formaldehyd aus Holzwerkstoffen anders gemessen werden. Das bedeutet, dass die Prüfkammer stärker beladen werden muss als bisher, da die Platten häufig großflächig eingesetzt werden und der Luftwechsel auf 0,5 pro Stunde reduziert wird (Öko-Test misst in seinen Tests schon lange mit diesen Luftwechselrate, 1/2020).
Weiterführende Informationen:
FAQ zu Regelungen von Formaldehyd in Holzwerkstoffen und Möbeln
Wohngesundheit: Warum Gift häufig in der Luft liegt - und was Unternehmen dagegen tun
Prüflabore als wichtiger Bestandteil nachhaltiger Wertschöpfungsketten
Aus Tradition verantwortungsvoll. Nachhaltigkeitsbericht 2019/2020. Hg. von Häcker Küchen GmbH & Co. KG. Rödinghausen 2019.