Wie Unternehmen ihre ESG-Ziele effektiv voranbringen
Die EU hat sich mit der Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens und dem Green Deal ambitionierte Klima- und Umweltziele gesetzt.
Mit der EU-Taxonomie wurde eine Verordnung zur einheitlichen Beurteilung nachhaltiger Wirtschaftstätigkeiten geschaffen. Sie schafft mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) die Voraussetzungen für standardisierte Nachhaltigkeitsreportings. Die CSRD ist verpflichtend, erfüllt allerdings nicht alle Anforderungen der ESG-Ratingagenturen. Das bedeutet für Unternehmen zusätzliche Arbeit. Sollte das CSRD-Umsetzungsgesetz (CSRD-UmsG) nicht bis zum 31. Dezember 2024 in Kraft treten, gelten weiterhin die bisherigen Anforderungen aus dem aktuellen Rechtsrahmen. Die von der Non-Financial Reporting Directive (NFRD) betroffenen Unternehmen wären auch für das Geschäftsjahr 2024 zur Abgabe einer nichtfinanziellen Erklärung oder eines separaten nichtfinanziellen Berichts verpflichtet. Die Berichterstattung würde keiner externen materiellen Pflichtprüfung unterliegen. Die Beauftragung einer freiwilligen Prüfung ist weiterhin möglich. Als ESG-Risiken werden allgemein Faktoren aus den Bereichen Umwelt (Environmental), Soziales (Social) und Unternehmensführung (Governance) angesehen, die negative Auswirkungen auf die Vermögens-, Finanz- bzw. Ertragslage eines Unternehmens haben können. Unternehmen, die ihre ESG-Ziele effektiv vorantreiben wollen, müssen dabei zunächst identifizieren, welche Geschäftsbereiche den größten Einfluss haben und diese als Startpunkt nutzen.
Vorteile für Unternehmen:
- Stärkung der lokalen Beziehungen
- Steigerung des Cashflows
- Profitierung von höheren Förderungen für Investitionen und schnelleren Kreditzusagen
- Stärkung der Krisenmanagementsysteme
- Zugang zu neuen Kunden
- Positive Hervorhebung von Mitbewerbern
- Positiver Einfluss auf Kaufentscheidungen
- Steigerung des eigenen Markenwerts
- Steigerung der Produktivität unter den Beschäftigten und Anziehung neuer Talente
- Langfristigen Steigerung der Resilienz im Unternehmen.
Unternehmen müssen allerdings auch eine Vielzahl von Herausforderungen meistern. Dazu gehören:
- Cyberrisiken und Datenschutz
- Fachkräftemangel
- Geopolitische Veränderungen (Verstärkung kriegerischer Konflikte etc.)
- hohe Inflation
- Klimawandel sowie Umwelt- und Sozialrisiken
- Lieferketten, Handelspolitiken und Energieversorgung
- steigende Lohnkosten
- Rechtliche Regulierungen oder verschärfte Anforderungen
- Rezession
- sinkende internationale Wettbewerbsfähigkeit.
Zu den internen Herausforderungen fehlende Unterstützung der oberen Führungsebene oder Widerstände im Unternehmen (vor allem im budgetfokussierten mittleren Management). Sie lassen sich allerdings überwinden, wenn die notwendigen neuen Infrastrukturen übergangslos implementiert werden, (z.B. Einführung neuer Einkaufskriterien, so dass alle Einkäufe ESG-konform), Prozesse effizienter werden, neue Geschäftspraktiken etabliert und eine veraltete Unternehmenskultur überwunden wird. Zu den positiven ESG-Treibern gehören aber auch technologische Innovationen (Einsatz von KI in der Industrie) und die Einbindung von ESG-Prinzipien im Einkauf sowie strategische Aktionspläne für eine nachhaltige Zukunft (Energieeffizienz, Kreislaufwirtschaft und Lieferkettenmanagement).
Ein zentrales strategisches Ziel vieler Unternehmen ist es vor allem, über alle Wertschöpfungsstufen und den gesamten Lebenszyklus hinweg bilanziell CO2-neutral werden. Wichtige weitere Hebel sind: der umfassende Einsatz von Recyclingmaterialien und die Nutzung von erneuerbaren Energien in der Produktion. Dies geht auch mit einem personellen Wandel einher, der Arbeitsprozesse und -strukturen. Mit nachhaltigen Personalstrategien soll dieser personelle Wandel zukunftsorientiert, sozialverträglich und verantwortungsvoll gestaltet werden. Ziel ist es überdies, Vertrauen in die eigenen digitalen Produkte und Dienstleistungen aufzubauen und zu erhalten sowie den verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Innovationen zu stärken.
Weiterführende Informationen:
- EU-Taxonomie Reporting 2024: Wie Industrie- und Finanzunternehmen die EU-Verordnung umsetzen
- Klimaneutralität in der Industrie. Aktuelle Entwicklungen – Praxisberichte – Handlungsempfehlungen. Hg. von Ulrike Böhm, Alexandra Hildebrandt, Stefanie Kästle. Springer Gabler Verlag, Heidelberg, Berlin 2023.
- Zukunft Stadt: Die globale und lokale Bedeutung von SDG 11. Wie die sozialökologische Transformation in Wirtschaft und Gesellschaft gelingen kann. Handlungsempfehlungen – Chancen – Entwicklungen. Hg. von Alexandra Hildebrandt, Matthias Krieger und Peter Bachmann. SpringerGabler. Berlin, Heidelberg 2025.
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