Wohlgefühl und Zufriedenheit: Wie Arbeit glücklich macht
Unsere Lebens- und Arbeitswelt ist permanent voll unüberhörbarer Signale, die suggerieren, dass es sich lohnt, noch mehr Geld zu verdienen und noch eine Sprosse auf der Karriereleiter zu nehmen. Gewinn, Umsatz und Leistung sind noch immer für viele Menschen das Maß aller Dinge. Das prägt auch das Arbeitsleben.
Hinzu kommen Über- und Unterforderung am Arbeitsplatz, negative Nachrichten, Mobbing, Angststörungen, Depressionen , Suchterkrankungen sowie akuter und chronischer Stress. Einer der Forschungsschwerpunkte von Prof. Dr. Claas Lahmann, Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der Freiburger Universitätsklinik, ist die Frage, wie uns Arbeit krank machen kann. Als Arzt, Therapeut und Coach unterstützt er Menschen, die durch ein dauerhaft belastendes Arbeitsumfeld krank geworden sind, und berät Arbeitgeber, wie dies verhindert werden kann.
Das sind auch Themen seines aktuellen Buches "Wie Arbeit glücklich macht". Berücksichtig werden auch Identität, Willensfreiheit, Autonomie, Seelenbeeinflussung und Menschenführung - Aspekte, die bereits bei von Viktor von Weizsäcker (1886-1957 eine wichtige Rolle spielen und prägend für dieses Buch sind - vor allem, wenn es um die Autonomie der Persönlichkeit geht und die Einbettung in den lebensgeschichtlichen Kontext.
Vermittelt wird auch, dass eine Welt, die nur aus Einzelkämpfern besteht, auseinanderfällt, weil sie nicht krisenfest ist. Deshalb sind teamfähige Mitarbeitende und Führungspersönlichkeiten gefragt, die gelassen, vorausschauend, flexibel und tatkräftig mit schwierigen Situationen umgehen. Dafür braucht es auch Pausen, eine Einbettung in Zeitverläufe, die Mitarbeitenden und Führungskräften Orientierung gibt. Alle sind angewiesen auf die Unterscheidung der Zeiträume, die für die eigene konzentrierte Arbeit benötigt wird, und jener Zeiträume, die nur für Pausen reserviert ist.
Worauf es heute ankommt, ist der bewusste Umgang mit der eigenen Zeit und an den damit verbundenen Wertschöpfungsanspruch sowie die Schaffung von Rahmenbedingungen, die gewährleisten, dass Menschen nach ihren eigenen Werten denken und handeln können. Es kommt nicht nur darauf an, die Dinge richtig zu machen, sondern vor allem die richtigen Dinge zu tun und mit der wertvollen Ressource Zeit sinnvoll umzugehen, damit das Glück dabei nicht auf der Strecke bleibt.
Das stärkt nachweislich auch unsere Resilienz, die Fähigkeit, nach elementaren Krisen möglichst rasch wieder ins seelische Gleichgewicht zu kommen. Das Buch von Prof. Claas Lahmann reiht sich damit in eine aktuelle Entwicklung ein, die Gesundheits- und Lebensthemen ganzheitlich miteinander verbindet. Viele Themen und Ansätze finden sich auch im Gesundhaus i-Tüpferl in Steindorf, das von Christine Bergmair gegründet wurde. Hier finden Evolutionspädagogen, Holistic Coaches, Leistungssportler, Gesundheitsberater, Fachärzte und Naturheilkundler ein gemeinsames Dach. Ein Fokus liegt übergreifend auf der Frage, wie sich Resilienz nachhaltig nutzen lässt. Verschiedene Behandlungsansätze sind hier zu einem ganzheitlichen Konzept von Gesundheit und Prävention vereint.
Anspruch ist es, die Weiterentwicklung der modernen Medizin, das Umdenken im Gesundheitswesen sowie die professionelle Begleitung von Menschen im täglichen Austausch aktiv zu leben. Damit dies gelingen kann, braucht es kompetente, achtsame und umsichtige Begleiter, zu denen auch Prof. Claas Lahmann gehört, der als Coach zahlreiche Menschen begleitet. Dabei spielt auch Empathie eine wichtige Rolle. Nachweislich führt sie zu mehr und besserer Zusammenarbeit und macht sogar Berufseinsteiger erfolgreicher: Erwiesen ist, dass sie mit ihren Jobs zufriedener waren, wenn sie eine ausgeprägte Empathie hatten. Der gute Ruf eines Menschen erhöht die Chancen, dass er auch künftig in einer Weise handeln wird, die für alle Beteiligten nützlich ist.
Enthalten ist auch ein Fragebogen zu Kernthemen wie Arbeitszufriedenheit, Arbeitsklima, Führung und Management, Anerkennung und Wertschätzung, Karriere- und Entwicklungsmöglichkeiten, Work-Life-Integration, Wechselbereitschaft und Zukunftsaussichten ("wann man darüber nachdenken sollte, den Job zu wechseln", heißt auch der Untertitel). Nach dem Geheimnis des Glücks befragt, soll der Psychoanalytiker Sigmund Freud geantwortet haben: „Arbeit und Liebe.“ Prof. Claas Lahmann zeigt, dass beide Bereiche gleichermaßen sinnstiftend und erfüllend sein können, wenn wir als Berufene unserer selbst ständig daran arbeiten.
Claas Lahmann: Wie Arbeit glücklich macht. Mit Kerstin Kropac. rowohlt POLARIS. Berlin 2024.
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Bauchgefühl im Management. Die Rolle der Intuition in Wirtschaft, Gesellschaft und Sport. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Neumüller. SpringerGabler Verlag, Berlin, Heidelberg 2021.