Zukunft der Arbeit? Mensch gegen Roboter?
Digitalisierung und Roboter werden unsere Arbeitswelt kapern oder zumindest ungeselliger machen. Wir dürfen Angst haben davor, dass die Automatisierung Jobs fressen wird. Wer weiterhin einen hat, darf sich darum Sorgen, dass das Arbeiten in Zukunft ungemütlicher werden wird.
Zu diesem Eindruck kommt man regelmäßig
In Talkshows, Wissenssendungen, Reportagen gar im Tatort wurde die Zukunft unserer Arbeitswelt von vielen Seiten beleuchtet. Fiktion, Prognosen, Reality-Berichte und die unvermeidlichen Experten-Statements.
Futuromat – Karriereprogosen per Roboter?
Besondere mediale Aufmerksamkeit genoss der „Job-Futuromat“, ein Tool, mit dem Sie prüfen können, wieviel Prozent Ihres Jobs schon heute vom Roboter gemacht werden können.
Wie sinnvoll und aussagekräftig das ist, hatte ich drüben geschrieben: „Zukunft der Arbeit – Gegenwartomat!“.
Ein Roboter sagt Ihnen, ob Ihre beruflichen Tätigkeiten schon heute vom Roboter erledigt werden könnten. Ohne prognostische Berücksichtigung von innovativen Schüben, gesellschaftlichen Diskussionen ist die Aussage solcher Informationen ohnehin begrenzt hilfreich für zukünftige Planungen.
Zukunft der Arbeit - Mensch versus Roboter?
Schon seit einigen Generationen gibt es Automatisierung in unserer Arbeitswelt. Das prägendste Beispiel sind die Schweißroboter in der Autoindustrie. Das Automobil selbst ist schon Automation, rationalisiert es doch die Kutscher und Pferde weg, wie man spätestens seit dem Hauptmann von Köpenick weiß.
Und heutzutage rationalisiert die Digitalisierung nicht nur Industriejobs, Berufe in Handel (amazon!), Banking und Logistik weg. Selbst vermeintlich kreative und zukunftstaugliche Jobs könnten betroffen sein wie Redakteure (Bots!), Programmierer (Algorithmen) und Helferberufe (Pflegeroboter). Man munkelt, dass selbst Tagesschausprecher bald durch Roboter ersetzt werden. Künstliche Intelligenz ersetzt menschliche Intelligenz allenthalben?
Gilt da wirklich das wahlweise der ehemaligen HP-Chefin Carly Fiorina, Bundeskanzlerin Merkel oder gar Steve Jobs zugeschriebene Zitat: „Alles was digitalisiert werden kann, wird auch digitalisiert.“?
Frisst die Digitalisierung tatsächlich all unsere Jobs?
Werden wir demnach alle von Robotern ersetzt?
Ist Effizienz der einzige Maßstab von Rationalisierung?
Rationalierung von Jobs - Nicht überall
Alle routinierten Standard-Abläufe, die ein Computer besser meistert als ein Mensch, werden automatisiert werden. Roboter können ja nicht nur Textverarbeitung, sondern mittlerweile auch ganz gut Texterstellung. Sportberichte sollen ja bereits von Robotern besser formuliert werden, als von so manchem Redakteur. Kassieren und Buchen sind nicht die zukunftstauglichsten Berufe. Und nebenbei - wie schön kann Rationalisierung von lästigen Prozessen sein. Oder möchten Sie Ihre Buchführung noch manuell mit dem Rechenschieber erledigen?
In der Industrie 4.0 mit Unternehmen, deren vernetzte Maschinen untereinander kommunizieren, wird noch der eine oder andere Job rationalisiert werden. Virtualisierung, Internet der Dinge, 3D-Druck und Künstliche Intelligenz werden unsere Arbeitswelt noch gehörig durcheinander wirbeln. Was da auf uns zukommt, haben deutsche Arbeitnehmer noch längst nicht voll realisiert, wie der Netzökonom und Wirtschaftsjournalist Holger Schmidt kürzlich schrieb.
Und dennoch:
Wir werden uns Berufe auch dort leisten, wo rationalisiert werden könnte, aber wir es nicht wollen.
Wir werden Jobs finanzieren, obwohl man sie rein ökonomisch nicht benötigt.
Wir werden auch weiterhin Menschen arbeiten erledigen lassen, die schon längst automatisierbar wären.
Wieso?
Weil ein Lehrer verständnisvoller auf Lernbedürfnisse eingeht, als ein Lernprogramm.
Weil ein Live-Opernbesuch mehr begeistert, als die MP3-Aufzeichnung gleicher Musik (nehmen Sie Musical oder Rockkonzert, falls Sie Oper nicht mögen).
Weil das Lächeln einer Kassiererin Vertrauen schafft.
Deutschland leistet sich nämlich über 100 Opernhäuser, in denen jeweils einige hundert fest angestellte Mitarbeiter tätig sind: Chorsänger, Orchestermitarbeiter, Kostümbildnerinnen, Bühnentechniker. Bundesweit mehr als 15.000 Stellen. Nach der Logik „Alles wird digitalisiert“ könnten wir ja einfach MP3-Aufnahmen der Opern hören oder einmalig eine Inszenierung bei Youtube hochladen. Damit könnten wir viel Geld und viele Arbeitskräfte sparen.
Aber nee! Wir leisten uns die Menschen, die lebendig und live ein Opernsstück aufführen.
Bevor jetzt einer sagt: „Ja Oper, das ist ja auch von Eliten für Eliten“. Bei Fußball gilt das gleiche. Laden wir doch einfach eine FIFA-App runter, oder?! Doch lieber Stadion?
Karriereberatung: Mehr als Algorithmenbastelei
Der in diesen Tagen so viel zitierte Job-Futuromat sagt Ihnen in Prozent, welche Tätigkeiten Ihres Berufs schon heute eine Maschine erledigen könnte. Daraus könnte man ja die Gefährdung durch Roboter-Rationalisierung ableiten? Karriereberatung per Roboter-Tool. Um die Ecke. Irgendwie?
Von wegen.
Wer solide über berufliche Zukünfte Auskunft geben möchte, wer in Sachen Karriere beraten möchte, braucht mehr, als statistische Wahrscheinlichkeiten und Algorithmen. Karriereberater sind nämlich moderne Wissensarbeiter und die können mehr.
Was Sie von Ihrem menschlichen Karriereberater erwarten können sollten:
Empathie, Witz, Fachwissen, Methoden, Visionionärität und den Hang zur Heuristik: Kreativität, Intuition und Unberechenbarkeit.
Das können Roboter nicht.
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Noch nicht?