Dr. Alexandra Hildebrandt

Dr. Alexandra Hildebrandt

für Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Zwischen Wunsch und Wirklichkeit: Diversity, Equity and Inclusion (DE&I) am Arbeitsplatz

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Wa(h)re Werte

Wachstum, Renditen und nachhaltige Gewinne sind die Basis von unternehmerischem Erfolg und die Basis für ethisches Handeln in Unternehmen. Ihre gesellschaftliche Verantwortung liegt im Kern darin, den fairen Umgang mit ihren Stakeholdern und damit eine verantwortliche Geschäftstätigkeit sicherzustellen. Dabei spielen auch „Vermögenswerte“ wie Integrität, Reputation oder Vertrauenswürdigkeit eine wichtige Rolle. Grundwerte wie Integrität, Ehrlichkeit und Mut sollten „Führungskräfte nicht nur einfordern, sondern auch leben“, sagt der Unternehmer und Personalexperte Werner Neumüller: Integer bedeutet unberührt und unbescholten - und zielt auf Verlässlichkeit und Treue. Beide garantieren, dass im Tierreich die Eltern ihre Nachkommen beschützen, versorgen und ins Leben führen. Bei den Menschen sind es aus ähnlichen Gründen Begriffe der Ethik. Unternehmensethik erfordert gezielte Planung, strategische Umsetzung und richtiges Management. Allerdings stehen Unternehmen heute vor vielen Herausforderungen, die dies erschweren:

  • geopolitische Bedrohungen
  • anhaltende Cyber-Bedrohungen
  • Gesundheitskrisen
  • Wachsender Druck auf Mitarbeitende und Unternehmen
  • Schwache Konjunktur
  • komplexere geopolitische Lage
  • Lieferkettenunterbrechungen
  • Wechselwilligkeit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.

Doch wie reflektieren Unternehmen ethische Probleme? Wie lösen sie diese im Geschäftsalltag? Und wodurch lässt sich ethisches Handeln von Unternehmen wirksam fördern? Wo stehen Unternehmen? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigt sich die europaweite Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young) zu Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion am Arbeitsplatz, für die 1.800 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in neun europäischen Ländern befragt wurden, davon 200 in Deutschland. Zur Hälfte setzten sich die Befragten aus leitenden, zur Hälfte aus nicht-leitenden Angestellten zusammen.

Die zentralen Ergebnisse:

  • Compliance: 90 Prozent der weltweit befragten Mitarbeitenden davon überzeugt sind, dass sich ihre Kollegen an Gesetze, Verhaltensregeln und Vorschriften halten, 38 Prozent sind bereit, sich auf Anweisung ihrer Vorgesetzten unethisch zu verhalten.
  • 33 Prozent der Unternehmen schult Personalverantwortliche zudem zu DE&I-Themen. 26 Prozent der Führungskräfte gibt an, dass Haushalszwänge das Haupthindernis in diesem Bereich sind.
  • 33 Prozent der nicht-leitende Angestellten hat schon einmal Diskriminierung am Arbeitsplatz erlebt. 30 Prozent der Beschäftigten wurden laut eigener Aussage sogar schon Opfer von Mobbing. Bei 31 Prozent der männlichen Befragten ist der Anteil derjenigen, die Diskriminierung erlebt haben, kleiner als bei den weiblichen (36 Prozent). Mobbing haben 29 Prozent der Männer seltener am Arbeitsplatz erlebt als ihre Kolleginnen (34 Prozent). Gemeldet haben diese Vorgänge der nicht-leitende Angestellten 49 Prozent. 46 Prozent der Frauen vertrauten sich noch seltener Vorgesetzten oder den entsprechenden Stellen im Unternehmen an als Männer (54 Prozent).
  • Einstellungen: 49 Prozent der Managerinnen und Manager stellen Mitarbeitende aufgrund ihrer Qualifikation ein. Blind-Lebensläufe, in denen auf persönliche Daten wie Namen, Geschlecht oder Alter verzichtet wird, nutzen nur 28 Prozent der Unternehmen.
  • 36 Prozent der nicht-leitenden Angestellten sagt, dass ihr Feedback zu Veränderungen am Arbeitsplatz vom Management auch in einem ausreichenden Umfang umgesetzt wird.
  • 63 Prozent der Führungskräfte sehen eine Kultur des Vertrauens und der Transparenz im eigenen Unternehmen – doch nur 44 Prozent der nicht-leitenden Angestellten sind dieser Meinung.
  • 48 Prozent der befragten nicht-leitenden Angestellten bewertet die eigene Produktivität am Arbeitsplatz aktuell als „hoch“. Ähnlich ist es auch bei der gefühlten Arbeitsplatzsicherheit (45 Prozent) und der Zufriedenheit am Arbeitsplatz (40 Prozent).
  • Erfahrungen mit Mobbing und Diskriminierung hängen stark von der Unternehmenskultur und dem Führungsstil ab. 29 Prozent der nicht-leitende Angestellten, die ihr Unternehmen und dessen Führungskräfte als divers und inklusiv bewerten, haben seltener Erfahrungen mit Diskriminierung gemacht, als nicht-leitende Angestellte in Unternehmen mit einem wenig oder gar nicht diversen Führungsteam (36 Prozent).
  • 63 Prozent der Führungskräfte sagen, dass in ihrem Unternehmen eine Kultur des Vertrauens und der Transparenz aufgebaut wurde bzw. besteht. Bei den nicht-leitenden Angestellten sind nur 44 Prozent dieser Meinung.
  • Leitende Angestellte bewerten die Anstrengungen ihres Unternehmens in punkto Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion (Diversity, Equity & Inclusion, kurz: DE&I) positiver als nicht-leitende Angestellte.
  • 33 Prozent sind am Arbeitsplatz in hohem Maße „sie selbst und authentisch“: 55 Prozent der nicht-leitenden Angestellten in divers geführten Teams bewertet die eigene Zufriedenheit mit „gut“ bis „sehr gut“. Bei nicht-leitenden Angestellten, die die Aufstellung ihrer Führungskräfte dagegen als nicht divers bezeichnen, sind es nur 31 Prozent.

Um diese zukünftigen Anpassungen und Herausforderungen besser zu meistern, muss „noch dynamischer über optimierte Aus- und Fortbildungsinhalte diskutiert werden“, sagt Werner Neumüller. Die Berücksichtigung von menschlichen Bedürfnissen und Perspektiven braucht seiner Meinung nach flankierend auch ethische Prinzipien. Um dies zusätzlich zu manifestieren, trat die NEUMÜLLER Unternehmensgruppe 2012 „Ethics in Business“ bei. Die Werte-Allianz gibt mittelständischen Unternehmerinnen und Unternehmern Unterstützung, Corporate Social Responsibility (CSR) systematisch und effektiv in ihrem Unternehmen zu verankern.

Weiterführende Informationen:

  • Wo Unternehmer und Führungskräfte moralische Grundlagen für ihr Handeln finden 
  • Werner Neumüller: Die Grenzen der Rationalität. In: Bauchgefühl im Management. Die Rolle der Intuition in Wirtschaft, Gesellschaft und Sport. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Neumüller. SpringerGabler Verlag 2021.
  • Werner Neumüller: Das resiliente Unternehmen im Mittelstand. Am Beispiel der Neumüller Unternehmensgruppe. In: Zukunftsvision Deutschland. Innovation für Fortschritt und Wohlstand. Hg. Marion A. Weissenberger-Eibl. SpringerGabler Verlag, Berlin Heidelberg 2019.
  • Werner Neumüller: Ehrlich weiter: Auf der Suche nach den Menschen. In: Visionäre von heute – Gestalter von morgen. Inspirationen und Impulse für Unternehmer. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Neumüller. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2018.

Wer schreibt hier?

Dr. Alexandra Hildebrandt
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Freie Publizistin und Autorin, Nachhaltigkeitsexpertin, Dr. Alexandra Hildebrandt

für Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".
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