"Zwischen zwei Jobs" - Arbeitslosigkeit ist ein Makel! #Nicht
Wer erfolgreich lange Jahre berufstätig ist und dann - oft plötzlich - seinen Job verliert, tut sich oft schwer mit der Arbeitslosigkeit, dabei landet statistisch gesehen jeder mal bei der Agentur für Arbeit.
So mancher kaschiert die Zeit zwischen zwei Jobs im XING-Profil mit Stationen wie "Sabbatical" oder "Selbständigkeit".
Ein Bekannter von mir schrieb für das eine Jahr seiner Jobsuche bei XING "Globetrotter" in seine Berufserfahrung, er war jedoch die ganze Zeit zu Haus gewesen. Arbeitslos. Jobsuchend.
Dabei ist trotz allgegenwärtig artikuliertem Fachkräftemangel und drohender Vollbeschäftigung allerseits Arbeitslosigkeit längst kein Makel mehr. Denn trotz historisch niedriger Akademikerarbeitlosigkeit sind auch gut Qualifizierte in ihrem Berufsleben gelegentlich arbeitslos.
Friktionale Arbeitslosigkeit gehört heute zur Berufsbiografie
Zwischen zwei Jobs - diese Formulierung bevorzuge ich für Arbeitslosigkeit - gibt es eine kurze Phase des Jobwechsels. Fachleute nennen das "friktionale Arbeitslosigkeit" - die Zeit, die zwischen zwei Jobs vergeht.
In der modernen Arbeitswelt des 21. Jahrhunderts ist es auch nicht ungewöhnlich, dass sich die Jobsuche hinzieht. Arbeitgeber klagen über lange Stellenbesetzungsprozesse, Jobsuchende über die lange Zeit der Arbeitssuche.
Es ist eben kompliziert: Das Matching zwischen den beiden Parteien herzustellen, dauert oft lange - aufgrund der Komplexität der Anforderungen an die Stelle und der hohen Qualifikationen der Bewerber. Meine Wahrnehmung ist: Je komplexer und qualifizierter, desto länger dauert es.
Das Anstrengende daran:
Jobsuche ist wie Stochern im Nebel. Du weißt nicht, wann Land in Sicht ist.
Übrigens war ich vor meinem Einstieg in meine heutige Tätigkeit selbst einige – viel zu lange – Monate arbeitslos. Ich bewarb mich ziemlich hektisch auf Stellen, die halbwegs zu mir passten. Denn so viele davon gab es gar nicht. Nach außen hin begann ich meinen Lebenslauf und mein Profil bei OpenBC (dem Vorläufer von Xing) hinsichtlich der Arbeitslosigkeit zu kaschieren. Gespräche hatte ich wenige.
Eines dieser Gespräche nahm ich mir sehr zu Herzen. Mein Gegenüber, der Leiter einer Bildungseinrichtung, entgegnete mir sehr ehrlich am Ende eines Vorstellungsgesprächs, man würde mir anmerken, dass meine Arbeitslosigkeit an mir nagen würde. Man merke, dass ich mich nicht genau positioniert hätte und dass ich gestresst und ungeduldig sei.
Dann gab er mir drei Tipps:
„Nutzen Sie die Zeit der Arbeitslosigkeit, um herauszufinden, welcher Job wirklich zu Ihnen passt.“
„Bewerben Sie sich gezielt auf wirklich passende Stellen. Wenn Sie keine passenden Stellen finden, recherchieren Sie. Sie werden sie finden.“
„Seien Sie geduldig mit sich selbst während Ihrer Jobsuche. Sie haben nur bedingt Einfluss auf den Erfolg.“
Nach anfänglicher Verärgerung über die Direktheit meines Gegenübers hat mich dieses keinesfalls einfache Gespräch damals nachhaltig wach gerüttelt. Hatte ich doch vorher mit Schrot geschossen und so manche beliebige Bewerbung auf Stellen versandt, die irgendwie so halbwegs passen könnten. Mit bewusst geübter Geduld und Zielstrebigkeit setzte ich übrigens die Jobsuche fort und beendete zwei Monate später meine Arbeitslosigkeit und startete wieder durch.
Lunch-Talk. "Zwischen zwei Jobs: So nutzt Du Deine Zeit sinnvoll" mit Lars Hahn (Aufzeichnung)
Anmerkung der Redaktion:
Im Lunch Talk am 26.4.22 sprach Lars Hahn darüber, wie Du Deine Zeit zwischen zwei Jobs sinnvoll nutzen kannst. Hier die Aufzeichnung des Gesprächs, das trotz eines zwischenzeitlichen Netzausfalls, viele Fragen der Nutzer•innen rund um die Themen Arbeitslosigkeit, Weiterbildung, (Neu-)Positionierung, Wiedereinstieg und Jobsuche beantworten konnte. Offene Fragen aus dem Talk werden unter dem Video-Beitrag des Lunch Talks beantwortet.
Gibt es eine Frage, die wir in einem weiteren Talk aufnehmen sollten? Wir freuen uns über Deine Zuschrift an redaktion@xing.com!
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Weitere Artikel von mir zu diesem Thema hier bei XING:
Hören Sie auf, sich zu bewerben! Jobsuche im verdeckten Stellenmarkt
Bewerbung undercover oder Jobsuche Out Loud?
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Plan B: Berufliche Weiterbildung während der Jobsuche
Weiterbildung: Wie bekomme ich den Bildungsgutschein von der Bundesagentur für Arbeit?
Wie Systematisch Kaffeetrinken wirklich funktioniert. #Netzwerken
New Work reloaded: Wie Sie jetzt eine Neue Arbeit finden
"Zwischen zwei Jobs" - 10 Impulse und Tipps für Deine Jobsuche (Vortragsfolien vom Onlinevortrag - pdf-Format)
Der Autor: Lars Hahn ist der Entdecker von "Systematisch Kaffeetrinken". Als Geschäftsführer der “LVQ Weiterbildung gGmbH” beschäftigt er sich unter anderem mit Weiterbildung, Arbeitsmarkt und der Zeit "zwischen zwei Jobs". Lars Hahn ist zu finden in vielen sozialen Netzwerken und natürlich hier bei Xing und war auch selbst schon mehrmals "zwischen zwei Jobs".