Die Welt verändert sich, jeden Tag, jede Minute, jeden Klick. In einem Tempo, das einen schon mal aus dem Rhythmus bringen kann. Und wir? Wir versuchen, Schritt zu halten, mitzukommen, ja nicht abgehängt zu werden. Ohne alles zu verstehen, was wir tun. Und schon gar nicht, warum. Wir klicken durch die Kanäle, produzieren, reagieren, kommentieren, diskutieren, echauffieren uns – und verlieren den Überblick.
Und jetzt auch noch Change!
Mal ehrlich: Für viele Menschen ist es schon eine Erschütterung, wenn die S-Bahn 4 Minuten zu spät kommt oder wenn es in der Kantine mittwochs kein Schnitzel gibt. Wieso sollen Menschen in Unternehmen sich freuen, wenn jemand daherkommt und von Change redet? Veränderung bedeutet Stress, und davon haben doch alle schon genug. Stress zu managen gelingt selten, genauso wenig wie das Managen von Veränderungen.
In dem Konzern, in dem ich einst arbeitete, nannte man das Ganze „Fortschreibung der Struktur“. Regelmäßig dann wenn wieder mal eine Unternehmensberatung ihre Rechnung geschickt hatte, ging es los mit: Abteilungen umbenennen, Zuständigkeiten verschieben und ein neues Organigramm zeichnen. Und dann wurde das „kommuniziert“.
In der Zentrale drehten sich Gespräche hauptsächlich darum, wer jetzt an wen berichtete, wer wen unter sich hatte und wer nicht mehr auf dem Organigramm erschien. In den Filialen hatte das ganz andere Auswirkungen. Da waren Abteilungsleiter plötzlich übrig, andere bekamen größere Teams, Mitarbeiter neue Chefs, und alle kriegten neue Visitenkarten – falls sie weiterhin einen Job hatten.
Diese Routine wiederholte sich alle paar Jahre und machte die Menschen wahlweise mürbe, ignorant oder zynisch.
Change und sein schlechter Ruf
Ist es da ein Wunder, dass viele Menschen von Change nichts mehr hören wollen? Change verheißt selten etwas Gutes, es heißt immer irgendwie: Du musst dich verändern! Aber wer will das schon, vor allem auf Geheiß von anderen?
Was Menschen gern mögen, ist, wenn das Leben besser und leichter wird und mehr Spaß macht. Und wenn sie selbst bestimmen können, was sich ändert.
Wer sich ein neues Smartphone kauft, hat davor selten Angst. Man informiert und entscheidet sich. Und wer sich aktiv nach einem neuen Job umschaut, ist sehr offen für Veränderungen. Anders ist es, wenn man gezwungen wird, sich einen anderen Job zu suchen. Dann sinkt die Motivation, man fühlt sich unterlegen und wertlos.
Tun statt reden!
Wie wär’s, wenn wir ab sofort nicht mehr von Change reden, sondern selbst etwas in unserem direkten Arbeitsumfeld verändern würden. Machen wir ganz persönliche Erfahrungen mit neuen „Regeln“ – sodass wir alle Vor- und Nachteile am eigenen Leib spüren. Statt von anderen zu verlangen, dass sie etwas ändern sollen, sind wir unser eigenes Versuchskaninchen.
Experimentieren wir und suchen uns dafür Verbündete unter unseren Kollegen. Spielen wir im eigenen Team etwas durch – nicht immer gleich im großen Projekt oder für die ganze Firma. Tun wir einfach etwas nicht mehr, was wir schon immer gemacht haben. Wir können zum Beispiel zu Meetings nur noch die Leute einladen, die wirklich was beisteuern, und nicht die, die überall mitreden wollen.
Betrachten wir in jedem Fall die Ergebnisse genau und reden wir darüber. Auch wenn es nicht so gut geklappt hat. Besonders dann. So machen wir anderen nämlich Mut, es uns nachzumachen.
Und plötzlich kann das Unglaubliche passieren: Es verändert sich was!
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